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Das «Wir» steht vor dem «Ich»

By Damian Schurtenberger

Interview mit Beni Huggel, ehemaliger Fussballnationalspieler und Leadership Experte.

Beni Huggel, schön bist du hier. Du bist einer der bekanntesten Fussballer der Schweiz, ehemaliger Nati-Spieler und warst auch im internationalen Kontext sehr erfolgreich. Jetzt treffen wir uns zum Thema Leadership. Seien wir mal ehrlich, du hast noch nie ein Unternehmen geführt und bist nie in diesem Bereich tätig gewesen. Woher kommt das?

Das ist richtig, ich habe noch nie ein Unternehmen geführt. Aber ich habe schon sehr früh, auch während meiner Fussballkarriere, Verantwortung für den Teamerfolg übernommen. Dies ohne, dass ich Hierarchisch über meinen Mitspielern gewesen wäre. Ich denke das ist ein wichtiger Leadership-Punkt.

Leadership ist also nicht abhängig von der Hierarchie. Jeder führt und jeder versucht zum Erreichen des Ziels beizutragen. Wo sind hier die Parallelen zwischen dem Fussball und der Unternehmenswelt?

Ich glaube jeder muss ein «Learner» sein. Jeder muss sich weiterentwickeln wollen. Das bedeutet einerseits, dass man Verantwortung übernimmt für das Ganze, also auch für seine Mitspieler, dass man auch mal einen Missstand, den man sieht, anspricht. Andererseits bedeutet es aber auch, dass wenn jemand auf einem zukommt und sagt «Schau, wie du es das letzte Mal gemacht hast, habe ich nicht gut gefunden.» Dass man bereit ist, daraus zu lernen und keine Abwehrhaltung einnimmt. Stattdessen sollte man sagen «Stimmt. Das könnte ich besser machen.» Dass man also eine starke Persönlichkeit hat und diese in alle Richtungen anwendet.

Wir werden dich am 23. Oktober sehen. Was sind deine drei Top-Leadership-Prinzipien?

Das Top-Prinzip für mich ist sicher «Das Wir steht vor dem Ich». Weiter wichtig ist für mich, dass man Authentisch ist. Dass man Mut hat, die eigene Persönlichkeit einzubringen. Dass man aber auch in einem Umfeld ist, in dem das geschätzt und gefördert wird, ansonsten funktioniert das nicht. Und der dritte wichtige Punkt ist Respekt. Sich also gegenseitig zu respektieren, sich zu sehen und wahrzunehmen. Das ist extrem wichtig. Das habe ich auch bei Trainern erlebt, die sehr respektvoll mit den Spielern umgegangen sind.

Respekt also als eines der zentralen Elemente.

Für mich ganz wichtig. Denn Respekt ist allgemein etwas zentrales im Menschlichen Zusammenleben. Respekt bedeutet ja auch den anderen zu sehen und zu berücksichtigen. Das wiederum bedeutet, dass man den Fokus nicht nur auf sich selbst hat, sondern auch auf den Mitmenschen, die noch im Raum oder im Unternehmen sind.

Vielleicht können wir noch über die Funktion des Trainers sprechen. In Unternehmen haben wir oft CEO’s oder Top-Führungskräfte von denen man sagt «Die sind ein wenig widerspenstig, die hätten wir hier lieber nicht.» Wie war das im Fussball?

Das gabs im Fussball natürlich auch. Dass man beim Trainer z.B. überhaupt nicht verstanden wieso er etwas sagt. Aber man war ja auch nicht in der Situation des Trainers. Der hatte vielleicht Informationen, die die Spieler nicht hatten. Aus diesem Grund hat er dann auch entschieden, wie er entschieden hat. Wenn man als Spieler dieselben Informationen gehabt hätte, hätte man vielleicht nachvollziehen können, warum diese Aussagen gemacht wurden. Hier kann man sich dann fragen, ob der CEO transparenter informieren müsste. Aber das geht in gewissen Situationen nicht. Aber andererseits ist es auch so, dass das Teamergebnis im Vordergrund steht und wenn dieses Stimmt, kann es auch sein, dass nicht immer alle mit allen Aussagen des CEO einverstanden sind. Aber das gehört auch dazu, dass man eine gewisse Toleranz demgegenüber entwickelt und nicht immer das Gefühl hat, es muss alles zu 100% korrekt für einem sein.

«Transformation ist Teamsport», so lautet das Motto des Agile Leadership Day und Business Agility Day vom 23. Oktober, an dem du als Referent auf der Bühne stehst. Die Teilnehmenden dürfen aber auch 1 zu 1 Sessions mit dir erleben. Mit welchem Problem von Teilnehmenden, würdest du am liebsten konfrontiert werden?

Ich mag Herausforderungen, vielleicht von Teams, die mit konkreten Problemen auf mich zukommen. Ich bin jedoch offen dafür, was das für Probleme sein können. Meine Erfahrungen aus dem Spitzensport sind so ausgeprägt, dass ich für eine Fülle an Situationen Learnings und Parallelen daraus ziehen kann.

Hängt der Erfolg von einzelnen Personen ab?

Ja, der Erfolg hängt immer ab von einzelnen Personen. Aber so einfach wie das jeweils gezeichnet wird, dass einfach der Torschütze die wichtigste Person ist und alle anderen haben nicht denselben Fokus, das stimmt natürlich nicht. Es braucht eine stabile Verteidigung, einen guten Torwart, es braucht ein Mittelfeld einen Regisseur, einen Ballverteiler, Arbeitsbienen, fleissige Spieler und vorne ist der Torschütze dann das letzte Glied der Kette. Dieses Foto sieht man dann in der Zeitung und das wird dann auch gefeiert. Und das ist logisch und funktioniert auch in jedem Unternehmen so. Wichtig ist, dass es intern Regulatoren gibt, dass die Arbeit, die zuvor gemacht wird, ebenfalls Wertschätzung erhält. In diesem Zusammenhang ist es immer hilfreich, wenn der Torschütze, der Top-Star, den Leuten persönlich das Gefühl gibt, dass er dankbar ist, dass sie für Ihn, oder besser mit Ihm zusammen diese Vorarbeit geleistet haben.

Das heisst es sind nicht nur elf Spieler. Die sind zwar auf dem Feld, aber eigentlich braucht es mehr Leute, die Mannschaft ist grösser.

Das ist ein wichtiger Punkt im Fussball. Elf Spieler beginnen, aber es können nicht nur elf im Kader sein. Das ist etwas, was im Fussball total klar ist, aber ich stelle fest, dass dies in Unternehmen nicht so klar ist. Ich bin in diesem Zusammenhang auch gefragt worden, ob mich das nicht stresst, wenn ein Spieler für meine Position verpflichtet wird? Da antworte ich jeweils «Nein. Überhaupt nicht.» Ich weiss, dass es mehr als elf Spieler braucht. Ich weiss, es braucht einen Ersatz für mich. Vielleicht bin ich mal verletzt oder gesperrt. Einerseits. Und andererseits ist das für mich eine interne Konkurrenz, an der ich wachsen kann. Wenn ich mich gegen diese Person durchsetze, habe ich auch verdient, zu spielen.

Und wenn Ihr als Mannschaft gewinnt, geht es allen gut.

So ist es.

Ich danke die vielmals. Bis im Herbst!

Merci.


ℹ ???? Talk-Details sowie das Video-Interview finden Sie hier.